Gerhard Fuchs - Dokumentation – KUNSTFREVEL Seite im Aufbau

Artikel in Die Rheinpfalz, Dienstag 19.02.2013, von Monika Portenlänger

"(K)ein Ort für Kunst?

Der an das Künstlerhaus angeschlossene Skulpturengarten in der großen Sämergasse hatte bei seiner Einrichtung in den 1980er Jahren das Ziel Kunst in den Städtebauprozess einzubinden. Heute stehen die verbliebenen Skulpturen in einer `Grauzone`. Eine echte Sehenswürdigleit ist der Garten nicht mehr.

`Es scheint, als habe alles seine Halbwertszeit`, sagt Michael Heinlein. Auf einen Ort, an dem einst auch ein Kunstwerk des Speyerers zu finden war, scheint das besonders zuzutreffen: den Skulpturengarten. An einem trüben Tag im Februar erinnert der Mitte der 80er künstlerisch angelegte Hinterhof im Herzen der Stadt an einen vergessenen Park. Ein leuchtende grünes Schild in der großen Sämergasse weist aber noch auf das einst ambitionierte Gemeinschaftsprojekt von Stadt und Künstlern hin.

Das geschweißte und stellenweise bunt bemalte Eisentor des Künstlers Franz Müller-Steinfurth öffnet den Blick auf das Gelände, das architektonisch interessant Barockfassaden, Fachwerk, die alte Grenzmauer und 80er Jahre Beton des Parkhauses vereint. Links daneben auf der Rasenfläche hat Hubert Otto Faath 1986 seine Skulptur `Große Davidschleuder`platziert - ein ´Symbol`für die Verteidigung der Emanzipation des Menschen`, wie eine Informationstafel Auskunft gibt.

Der Blick auf das Kunstwerk von Eberhard Spitzer ist nicht möglich, da drei Fahrzeuge der IBF es umzingeln, die das Gelände als Parkplatz nutzen. Dahinter, an der Wand des Parkhauses, wagen die properen Schwimmerinnen von Michael Lauter und Frank-Reiner Liebscher den Sprung in die Badenanstalt, zu der die Parkhausfassade künstlerisch originell umgestaltet wurde. Doch wo früher ein Laubengang an der alten Grenzmauer und dem Künstlerhaus entlang bis zur Rückfassade des Barockhauses in der Ludwigstrasse 6 führte, befindet sich seit einiger Zeit eine eingezogene Mauer mit einer durch einen Holzverschlag versperrten Tür. Seit das Hotel Residenz am Königsplatz im Barockgebäude residiert, wurde sie eingezogen.

`Ich tat dies um mein Eigentum zu schützen`, begründet die Hotelbesitzerin (XXXXXX XXXXX-XXXXXXX)1 diesen Schritt, der einen Einschnitt in das Areal bedeutete. Gerade, wenn es wieder wärmer wird, sei dieses Hinterhofareal nämlich - wie sie, weitere Anwohner und Mitglieder des Kunstlerbundes beklagen - alles andere als ein stiller Ort.

FÜR EINEN HOTELUMBAU MUSSTEN MEHRERE KUNSTWERKE WEICHEN

Dann finden hier zwischen altem Gemäuer und verrottenden Skulpturen Trinkgelage statt, Bierflaschen fliegen vom Parkhausdach, decken Häuserziegeln ab, das Gelände vermüllt, des Öfteren musste die Polizei gerufen werden. Das Einsteigen von Randalieren über die Mauer in den Park haben auch Lauter und seine Kollegen vom Künstlerbund bei Sitzungen erlebt. Die Tür zu verriegeln, die auch als `Nottür` gedacht sei,sei dennoch riskant, gibt er zu bedenken, da das Areal so zu einem `gefangenen Raum` geworden sei.

Zwei Arbeiten von Gerhard Fuchs und Michael Heinlein musste beim Unterkellern für den Hotelumbau dran glauben und verschwanden. Der rostende Obelisk von Fred Feurstein, der hinter der Mauer aufragt, durfte im Hotelhof bleiben. Als Ort der Kunst hat der Hof für die Hotelchefin keine Bedeutung mehr: `Gäste standen mit dem Stadtplan mitten im Hof und fragten: Wo ist er denn? Nein, der Skulpturengarten hat seine Funktion verloren.` Andere teilen diese Meinung, wie ein Blick in die neueste Auflage der Stadt-Broschüre `Treffpumkt-Speyer` zeigt: Wo im vergangenen Jahr noch der Skulpturengarten als Sehenswürdigkeit beschrieben stand, ist er 2013 nicht mehr zu finden.

Die Stadt reinigt das Areal nach eigener Auskunft hin und wieder und kündigte gestern auf Nachfrage Gespräche für eine Überplanung und Neuordnung an. Schwierig sei, dass dafür vier Beteiligte unter einen Hut gebracht werden müssen: Künstlerhaus, Hotel, Parkhaus und Gewo."

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März 2013

Empört euch!:

Residenz am Scherbenhaufen powered by „Residenz am Königsplatz“!

1986 wurde der Skulpturengarten eröffnet. Aus Hinterhof wurde eine Bühne. Diese diente über Jahrzehnte der Kontemplation, der Ruhe. Der Skulpturengarten wurde mit zum Aushängeschild der Wohlfühlstadt. Doch diese verkommt durch bauliche Rücksichtslosigkeiten.

Investoren gestattet man gestalterische Mittelmäßigkeit, ja sogar die Zerschlagung eines Kulturgutes in Gänze. Denn zum Ersten, wurde dem bis dahin intakten Skulpturengarten die größte anzunehmende Verletzung zugefügt. Konkret: An das Barockgebäude pappte man einen garagenähnlichen Klotz. Was muss daran existentiell sein, was nicht in den Dutzenden Räumen dahinter untergebracht wäre?

Der Heuschreckenmentalität unterworfen entzaubert sich Speyer. Siehe Rheinpromenade, Flughafen, Erlusgelände u.a. Sonst wird in Speyer jeder Stuhl, jeder Sonnenschirm auf der Maximilianstrasse vorgeschrieben; Privatleuten untersagt man in der Altstadt die Sitzbank vorm Haus; Sträucher in Blumenkübeln werden in Umfang und Größe reglementiert...

Aber hier in der Bausünde griff kein Denkmalschutz, keine Altstadtsatzung – kein Schutz für den Skulpturengarten. Stattdessen gewollter Kulturinfarkt! Schlimmer noch. Denn zum Zweiten, wurde ihm mittels einer quer durch den Garten errichteten Mauer der Todesstoß verpasst! Man müsste allein aufgrund der Berliner Geschichte mit einer Hacke los ziehen und diesen Schandfleck niederreißen. Was für eine Beschämung unserer traditionsbewussten Stadt durch einen im Kolonialstil hofierten Förderer(?)! Für welches höhere Ziel hat man dieses Opfer gebracht? Für ein paar läppische Hotelbetten?

Das geschah um„... das Eigentum zu schützen.“, so die Hotelverwaltung. Soso, jetzt nimmt man für das neu erworbene Eigentum das Schutzrecht in Anspruch. Von der Wohlfühlstadt will man profitieren, sicher. Bloß ein weiteres Hotel zu zimmern ist keine die Attraktivität der Stadt so steigernde Maßnahme. Ein seit Jahrzehnten bereits bestehender und aus aller Welt besuchter Skulpturengarten, der demnächst sein dreißig Jähriges Jubiläum hätte feiern können, dagegen schon. Hat man ihn deswegen platt gemacht?

(...), der Skulpturengarten hat seine Funktion verloren“, tönt es selbstherrlich vom Verursacher über die Verödung. Wie verloren? Andersrum: Die zielgerichtete Enteignung des sozialen Raumes für Privatwirtschaft hat dem Skulpturengarten das Genick gebrochen!

Schon beim Spekulieren mit dem Gebäude der GEWO – GEmeinnützige WOhnungsbaugesellschaft – hätte bereits die erste Silbe Ehrfurcht wecken müssen, gegenüber der bisher mit historischem Bewusstsein gepflegten Stadt.

Die Beschaulichkeit ist futsch. Scham und Wut machen sich breit. Es wurde ein Prestigeobjekt aus Skulpturengarten mit internationalem Stipendium im Künstlerhaus zerschlagen. (Einige ehemalige Stipendiaten sind mittlerweile Professoren für Kunst in ihren Heimatländern, einer ist Direktor einer Kunstakademie). Wenn das kein Imageschaden größerer Ordnung ist?

Die Bankrotterklärung offenbart sich in dem Irrwitz: Das Durchdrücken einer „Residenz am Königsplatz“ stieß die renommierte Künstlerresidenz in einen Scherbenhaufen. Mit dem Raub kultureller Identität schafft sich Speyer selbst ab.

Von wegen „Schuld daran hat eigentlich keiner“, wie es im Kommentarkasten in der Rheinpfalz stand. Klar, man muss nur dem naturbedingten Wachstum von Mauern bei Nacht auf die Schliche kommen.

Vom abgespaltenen Gartenteil las man ja schon: „Gäste standen mit dem Stadtplan mitten im Hof und fragten. Wo ist er denn?“  Die Reputation der Stadt Speyer bröckelt gewaltig und lässt unwillkürlich an den Bauern erinnern, der sein Vieh schlachtet, von dem er Milch erwartet.

Der uns allen zugefügte Kulturinfarkt ist ein Frevel am Sozialwesen, bzw. Vandalismus gegen Kunst im öffentlichen Raum, wie die Fachwelt solche Machenschaften brandmarkt.

Fazit: Ein sozialverträglicher Kompromiss sieht so aus: Statt der Mauer ein freitragendes Rolltor. Tagsüber an der Fassade des Parkhauses geparkt und am Abend zugezogen, hätte es der einen Residenz Freiheit, der andern Residenz Schutz gewährleistet. Das hätte gefruchtet!

Richtigstellung: Mein zweiteiliges Werk von 1986 Projekt Skulpturengarten ist noch im „Skulpturengarten“ und nicht verschwunden; wie es hieß. Nur kommt man jetzt nicht mehr hin.


Gerhard Fuchs, Speyer, Hommage à Stéphane Hessel

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Ein-Satz-Kommentare:

Günter: Also, wenn ich mir in der Stadt Speyer ein Haus kaufen müsste, die Kohle hätte, aber ich würde doch darauf achten als Neuling in der Stadt, wo ich wohnen möchte, den Menschen nicht ihre Kultur abzurasieren, bloß weil ich die Knete hab, ich bin doch nicht bescheuert, solche Typen schießen Elefanten ab.

 

Fritz: Das Geld ist der Taliban.

 

Margot: Weil wir es nicht anders gewohnt sind, lassen wir jeden Missbrauch zu,danke für den Schokoriegel.

 Gabriele: Was seinerzeit unter der sozialdemokratischen Stadtregierung für die Bevölkerung errungen wurde, wurde nun unter der christdemokratischen Stadtregierung verscherbelt. Nein, nicht nur verscherbelt, sondern zerhackt und verscherbelt.

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Veröffentlicht in Kunstforum INTERNATIONAL, 13.12. 2013

Dank an die Sponsoren der Anzeige

Veröffentlicht in Die Zeit, 27.12. 2013

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PS: Komme keiner mit dem Vorwurf Nestbeschmutzer. Die Künstler hatten die obige Einrichtung nicht zerschlagen. Diesen Kultur-Leichnam haben andere auf dem Gewissen!

EPILOG:

Thomas Bernhard: „Ob ....“



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